
Meine Abschlussarbeit in Fotografie an der OfG: „Natur im Garten“
Carsten Krupp entdeckte seine Liebe zur Fotografie schon früh, verlor sie später aus den Augen – und fand sie im OfG-Studium wieder. In seiner Abschlussarbeit im staatlich zugelassenen Onlinekurs Fotografie widmet er sich einem Thema, das direkt hinter dem Haus beginnt – und weit über den Gartenzaun hinaus berührt.
Ein paar Fragen zum Einstieg
Mein Weg
Fotografieren lernte ich mit einer kleinen Pocketkamera, die mir meine Eltern als Kind schenkten. Das tat ich so begeistert, dass ich bald auch die analoge Systemkamera meines Vaters mit verwenden durfte. Da gab es dann auch schon ein paar mehr Einstellmöglichkeiten. Mit Studium und Berufseinstieg geriet dieses frühe Hobby von mir dann bald in Vergessenheit, bis ich es vor einigen Jahren wiederentdeckte. In einem Anfängerkurs ließ ich mir dann die Grundlagen noch einmal neu erklären und sah auch einige Jahre eine positive Entwicklung in meinen fotografischen Fähigkeiten. Aber irgendwann trat ich auf der Stelle.
In einem Seminar für Vintagefotografie im Juni 2024 gab mir dann eine Kursteilnehmerin den Tipp mit dem OfG-Studium zum Fotodesigner. Und am 1. August meldete ich mich dort an. Der Kurs ermöglichte mir, trotz Berufstätigkeit meine Kenntnisse zu erweitern und neben den technischen auch die gestalterischen Aspekte besser zu berücksichtigen.
Die Bildserie der Abschlussarbeit behandelt mein Lieblingsthema Naturfotografie, jedoch in einem abgegrenzten Lebensraum, dem Garten. Und ich war glücklich, dass ich das Thema so weit selbst bestimmen konnte. Ich wollte zeigen, wie vielfältig und schön das Leben selbst in einem so eingegrenzten Raum sein kann, wenn wir Menschen es zulassen.
„Guck mal hier und sieh mal da!“ Ich bin jedenfalls immer wieder begeistert, Neues zu entdecken, ob es die aufgefächerten Flügel der Blaumeise im Flug sind oder die Form der Fühler der unten abgebildeten Wespenkönigin.
Die Ideenfindung
Freunde sagten mir schon des Öfteren, in mir ticke das Herz eines Archäologen. Ich möchte immer gern ein wenig mehr sehen und bin neugierig. Strukturen, die zu erahnen sind, sich dem menschlichen Auge, aber visuell bei normaler Betrachtung entziehen, interessieren mich sehr. Da ist mir dann die Idee mit dem Thema Natur im Garten gekommen. Ich wollte aber nicht nur Makrofotos erstellen, sondern auch andere Tiere und die möglichst im Flug oder in einer anderen Aktion. Mit dem Beginn des Frühlings gibt es auch Möglichkeiten, nach Feierabend noch gute Lichtverhältnisse zu haben, und der Weg in den Garten ist ja kurz. Ursprünglich wollte ich mich auch dem Thema Stacking in der Abschlussarbeit widmen. Das passte jedoch nicht zum Thema Aktion. Und ich habe mich dann für Momentaufnahmen mit abgeblendeter Blende entschieden.
Mit dem richtigen Pflanzenmix, mit gefüllten Blüten und ruhigen Ecken mit Holzresten, siedeln sich wieder mehr Arten von Wildbienen und anderen Insekten im Garten an. Und damit kommen Vögel, Igel, Eichhörnchen und andere Lebewesen nach. Namhafte Umweltinstitutionen geben da entsprechende Broschüren und Anleitungen als Hilfestellung heraus. Wir haben damit unseren Garten in den vergangenen Jahren umgestaltet.
Mit dem hier gewählten Thema möchte ich einerseits das vielfältige Leben im Garten zeigen, andererseits auch die Bereiche, die das menschliche Auge ohne Vergrößerung nicht so wahrnehmen kann. Unter anderem die komplizierten Mundwerkzeuge bei einem Marienkäfer.
Im Dezember habe ich eine halb verhungerte Wespenkönigin im Garten gefunden. Bei der Fütterungsaktion mit Wasser und Honig hat sie sich dann auch fotografieren lassen, bis sie sich wieder so weit erholt hatte, dass sie wegfliegen konnte. Solche Erlebnisse bedeuten mir sehr viel, und neben der Fotografie ist auch die reine Beobachtung der Welt durch die Makrolinse sehr interessant. Es gelingt ja nicht in allen Situationen, diese in einem Bild festzuhalten.
Für die Präsentation möchte ich hier 15 Bilder vorstellen, bei denen es funktioniert hat. Ich habe mich bewusst auf Aufnahmen im Querformat festgelegt, da ein Formatwechsel in einer Präsentation oft unruhig wirkt.
Motiv 1 – Wildbiene
Das Foto entstand an einer Rhododendronblüte. Die Wildbiene ist nur wenige Millimeter groß. Da ich die Pollenblätter mit abbilden wollte, verzichtete ich hier auf eine Nahlinse. Für ein weiches Licht verwendete ich einen Diffusor. Die ISO hatte ich etwas erhöht, damit ich die Blitzleistung manuell auf 1/8 reduzieren konnte.
Motiv 2 – Honigbiene
Die Honigbiene war gerade auf der japanischen Skimmie gelandet, da machte ich das Foto. Ich war sehr beeindruckt von dem großen Pollenhöschen. Auch hier verwendete ich einen Diffusor für den Blitz. Kurz vorher fotografierte ich diese Biene im Flug. Allerdings lag der Fokus nicht ganz genau auf dem Auge, und ich entschied mich daher für dieses.
Motiv 3 – Ameise
Die Ameise fand ich in der Blüte einer Hyazinthe, als ich im Gras lag und nach Motiven suchte. Den Fokus legte ich mit Fokus Peaking manuell auf das Auge. Ich verwendete die Nahlinse M250 von Raynox.
Motiv 4 – Kellerassel
Auf einem Stück Totholz hatte ich eine Wespe fotografiert und entdeckte dabei diese Kellerassel. Es war ein wenig Glück, dass ich das Auge fand und manuell auf dieses fokussieren konnte. Auch hier verwendete die Nahlinse M250 von Raynox auf dem Canon RF100mm 2.8.
Motiv 5 – Hummelrodeo
Diese Hummel hatte ich schon eine ganze Zeit lang beobachtet, während ich im Gras mit aufgestützten Ellbogen vor einer Vergissmeinnichtpflanze lag. Plötzlich bog sich die Pflanze nach hinten und die Hummel verlor beinahe das Gleichgewicht. In diesem Moment machte ich das Foto.
Motiv 6 – Die Wespenkönigin
Halb verhungert lag diese Wespenkönigin auf unserer Terrassentreppe. Ich holte sofort eine Wasserpipette und Honig und setzte die Wespe mit einem Löffel auf eine der letzten Asternblüten. Während sie sich dort erholte, ließ sie sich von mir fotografieren. Eines meiner Lieblingsbilder.
Motiv 7 – Siebenpunktmarienkäfer
Sehr nahe kam ich mit der Nahlinse und aufgestützten Ellbogen an diesen Marienkäfer heran. Als beim manuellen Fokussieren im Fokus Peaking beide Augen gleichzeitig rot aufleuchteten, machte ich dieses Foto und freue mich, dass auch die Mundwerkzeuge noch sehr detailliert zu erkennen sind.
Motiv 8 – Wildbienenbegattung
Die männlichen Wildbienen schlüpfen zuerst und warten dann auf die Weibchen, die später schlüpfen. Auf dem Bild ist die Paarung zweier Wildbienen zu sehen.
Motiv 9 – Springspinne
Diese Springspinne fand ich im Moos bei niedriger Temperatur. Mein Ziel war es, mit der Nahlinse M250 die Beinhärchen und Augen dieses kleinen Tieres aufzulösen und einen akzeptablen Bildaufbau beizubehalten. Ich wollte außerdem die ganze Spinne scharf ablichten und wählte daher Blende 18, obwohl sich ab f11 die Beugungsunschärfe vergrößert.
Motiv 10 – Plattbauch
Diese Libelle ist eine der Ersten, die ich dieses Jahr gesehen habe. Gerade noch rechtzeitig. Mein Ansatz war hier, die Libelle scharf vor einem harmonischen unscharfen Hintergrund freizustellen. Daher wechselte ich vom 105 mm Macro auf das Nikon Z 135 mm f1.8. Ich wählte vorher eine schöne Perspektive aus und näherte mich dann langsam der Libelle, während ich fotografierte.
Motiv 11 – Mauerbiene
Diese rostrote Mauerbiene ruhte sich kurz auf dem Blatt einer Azalee aus, bevor sie die nächste Blüte anflog. Die Perspektive und der Hintergrund schienen mir günstig. Auch die Form und die Details des Blattes sprachen mich an und so machte ich dieses Foto.
Motiv 12 – Eichhörnchen
Das Eichhörnchen saß auf der Gartenbank und war im Begriff, da herunterzuspringen, ohne mich zu beachten. Ich änderte, während ich fotografierte, noch schnell die Perspektive, sodass ich es vor dem hellgrünen Hintergrund freistellen konnte. Das Bild ist von oben rechts her nur ganz minimal beschnitten. Die vordere Pfote ist durch voll geöffnete Blende etwas unscharf, dafür hebt sich das Motiv besonders stark vom Hintergrund ab.
Motiv 13 – Blaumeise
Ich fotografierte von unserem Balkonkraftwerk aus Kohlmeisen, ohne zu wissen, dass der Nistkasten daneben bewohnt ist. Plötzlich setzte sich diese Blaumeise in die Hamamelis und fing fürchterlich an zu schimpfen. Dies nutzte ich natürlich für dieses Foto aus, bevor ich das Feld räumte.
Motiv 14 – Kohlmeise im Flug
Im Nistkasten unseres Eschenahorns nistet ein Kohlmeisenpärchen. Hier fliegt gerade ein Elternteil aus dem Nistkasten, um Insekten für die bereits geschlüpften Küken zu suchen. Für Vogelaufnahmen im Flug nutze ich den AF-Verfolgungsmodus (AF-C), setze den AF-Messpunkt auf das kleine Brettchen und mache eine Serienaufnahme von 2 oder 3 Bildern.
Motiv 15 – Blaumeise im Flug
Diese Blaumeise saß im Ahorn, als ich sie entdeckte. Ich stellte schnell auf Serienaufnahme um und erhöhte die ISO. Einen Versuch war es wert, sie vielleicht im Flug zu erwischen. Als sie dann direkt auf mich zuflog, konnte ich mein Glück kaum fassen.
Der Garten
Mein Fazit
Mit der Ambition, eine Serie anzufertigen, kommt noch einmal viel mehr Schwung in ein Thema, wobei mir die Auswahl der Bilder doch etwas Mühe machte. Ich wollte möglichst viele Facetten des Themas aufzeigen und musste mich später wieder einschränken. Zum einen habe ich mich auf Tiere konzentriert, zum anderen habe ich mich strikt für das Querformat entschieden. Oft habe ich die Priorität eher auf einen schönen Bildaufbau und die Gesamtwirkung gelegt als auf die Darstellung von Details, wie beim Siebenpunktmarienkäfer. Auch schwer erarbeitete Fotos von Insekten im Flug habe ich wegen unscharfer Flügel oder weil der Fokus nicht genau auf dem Auge saß, schweren Herzens aussortiert. Ich denke aber, dass dies richtig war und ich brauche einfach noch mehr Zeit und Übung, damit mir dann mehr Treffer gelingen. Eine gute Grundlage habe ich ja mit dieser Ausbildung, und es ist auch schön, das nächste Ziel vor Augen zu haben und nicht in ein Loch zu fallen. Mit der eigenen Entwicklung in der Zeitspanne des Kurses bin ich sehr zufrieden, auch wenn es noch viele Baustellen gibt.
Zum Glück gab es die Auflage, maximal 15 Bilder einzureichen. Ansonsten hätte ich mich vielleicht verzettelt. Das Thema an sich ist eines meiner Lieblingsthemen in der Fotografie, so war ich auch sehr motiviert und die Wege waren kurz. Wann immer sich die Gelegenheit bot, ging ich für 30 Minuten zum Fotografieren in den Garten. Manchmal mit zwei Kameras. Nebenbei sind dann noch Hunderte Katzenbilder entstanden. Manchmal mit Makroobjektiv und Blitz und Diffusor 😉.
Nun freue ich mich schon auf mein nächstes Projekt!
Carsten Krupp
OfG-Absolvent / Fotografie
Sollten Sie Interesse am Fotografie-Kurs oder weitere Fragen haben, melden Sie sich gerne bei uns!