Welche Digitalkamera für Einsteiger?

Welche Digitalkamera für Einsteiger?

Welche Digitalkamera ist die Richtige für mich als Einsteiger? Die Antwort lautet: Es kommt ganz darauf an.

Da Fotografieren und die Wahl der Technik, ein sehr individueller Prozess ist, lautet die Grundaussage dieses Artikels: Entspannen Sie sich. Sie können eigentlich keine großen Fehler machen.

Voraussetzungen für unseren Onlinekurs:

Für unseren staatlich zugelassenen Fotografiekurs empfehlen wir, mit einer Spiegelreflexkamera oder einer spiegellosen Kamera zu arbeiten. Egal für welchen Typ Sie sich entscheiden ‒ wichtig ist: Sie sollten am Gerät die Blende, Verschlusszeit, ISO-Zahl und Belichtungskorrekturen manuell einstellen können.

Entscheidend für das kreative Arbeiten ist auch die Verwendung von Wechselobjektiven, die sowohl automatisch fokussieren (Autofokus) als auch das manuelle Scharfstellen (M) erlauben.


▶ OfG-Tipp: Mittlerweile sind die meisten Kameras technisch so gut, dass man sich die Marketing-Benchmarks getrost schenken kann. Sensorgrösse 24 oder 48 Megapixel? 10 oder 11 Serienbilder pro Sekunde? Für den absoluten Profifotografen vielleicht relevant, für Sie als Einsteiger nicht weiter wichtig.

Wirklich gute Kameras mit Objektiv starten bereits ab ca. 500 Euro, mehr muss man für ein neues Modell und für einen gelungenen Einstieg auch gar nicht ausgeben. Aber steigen wir einmal etwas tiefer ein ...

Fotografie von OfG-Teilnehmer Clemens Lukasser
Softbox Dauerlicht Frontal. ISO 100, F / 6,3, 1/30 sec.

Spiegelreflex oder Spiegellos?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR = digital single-lens reflex), die einen Spiegel verbaut haben, der bei der Belichtung wegklappt, und den spiegellosen Digitalkameras (DSLM = digital single lens mirrorless), bei denen der Sensor direkt belichtet wird.

Beide Kameratypen sind mit diversem Zubehör wie Objektive mit Festbrennweiten oder Zoom, Blitzgeräte etc. kompatibel.

Neben dem Monitor auf der Rückseite verfügen Kameras beider Bauarten auch über einen Sucher, der Ihnen das unmittelbare Durchsehen für die Motivwahl erlaubt. Sie werden merken, dass das Arbeiten mit einem Sucher ein intensiveres Erlebnis beim Fotografieren ermöglicht.

Fotografie von Andre Furtado

Mit den dabei angewinkelten Armen liegt die Kamera viel stabiler in den Händen, als wenn man mit ausgestreckten Armen den Monitor betrachtet. Die rechte Hand hält das Gehäuse und bedient den Auslöser, die linke Hand stützt das Objektiv und fokussiert.


▶ OfG-Tipp: Wenn Sie uns konkret fragen: Spiegelreflex oder Spiegellos? Dann Spiegellos. Diese sind meist wesentlich preiswerter, kompakter sind und liefern trotzdem hervorragende Ergebnisse.

DSLR vs. DSLM

Spiegelreflexkameras haben einen optischen Sucher (OVF = optical viewfinder), bei dem man über ein Prisma und den Klappspiegel umgeleitet direkt durch das Objektiv schaut. Spiegel und Prisma sind auch verantwortlich für die größere Bauweise der DSLR.

Der Unterschied zwischen DSLR (links) und DSLM (rechts). © Martin Jürgens

Bei den spiegellosen Kameras fällt das Licht, durch das Objektiv, nach dem Verschluss direkt auf den Sensor. Hier ist ein elektronischer Sucher (EVF = electronic viewfinder) eingebaut, der das Bild im Sucher auf einem kleinen Monitor wiedergibt.

Im Gegensatz zum optischen Sucher sieht man in der elektronischen Variante mehr Information zur Aufnahme, wie Blende, Verschlusszeit und Histogramm. Abhängig vom Modell wird auch die Tiefenschärfe angezeigt, was beispielsweise in der Landschaftsfotografie nützlich sein kann. Eine helle Monitoranzeige erleichtert zudem das Finden von Motiven bei schwierigen Lichtverhältnissen. Der elektronische Sucher verbraucht dabei aber mehr Strom als die optischen Sucher der DSLMs, und manche Nutzer könnten sich an der Informationsdichte und digitale Qualität stören.

Die Dauer der Belichtungszeit wird über den Verschluss gesteuert, der bei beiden Kameratypen zu finden ist. Wenn es auf ultrakurze Verschlusszeiten ankommt, z. B. in der Sportfotografie, haben die spiegellosen Digitalkameras die Nase vorn. Während bei den DSLR-Modellen oft bei 1/8000 Sekunde Schluss ist (was schon sehr schnell ist), kommen die DSLM-Kameras auf ultrakurze Verschlusszeiten von bis zu 1/32000 Sekunde.

Fotografie von OfG-Absolvent Julian Loridas

Spiegellose Kameras verfügen meist über exzellente Scharfstellung, da der Autofokus-Sensor schneller reagieren kann. Lupenfunktion, Augen- und Gesichtserkennung, und – modellabhängig – automatische Erkennung von Tiergesichtern erleichtern das Fokussieren. Ein weiterer Vorteil liegt in der höheren Serienbildgeschwindigkeit und in der oft besseren Videofunktion.

Fotografie von OfG-Teilnehmer Max Schiefele

Die Sensorgröße. Wo liegt Ihr Fokus?

Der Sensor, Herzstück jeder Digitalkamera, besteht aus mehreren Millionen lichtempfindlichen Detektoren. Die Größe des Sensors ist abhängig vom Kameramodell. Sensoren, die größer als Vollformat sind, werden als Mittelformat und Großbild bezeichnet und kommen in der Profifotografie (Studio, Werbung, Landschaft) ihren Einsatz.

Bei der Wahl der Sensorgröße sollten Sie sich fragen, wie Sie die Bilder später verwendet werden sollen. Wenn beispielsweise große Drucke geplant sind oder Ausschnitte aus den Motiven genommen werden sollen, oder wenn es darum geht eine gute Dynamik (also Helligkeitsunterschiede von dunkel bis hell) und ein besseres Rauschverhalten zu erlangen, dann ist eine Vollformatkamera ratsam.

Wollen Sie dagegen überwiegend Bilder für den Semiprofessionellen Bereich produzieren, liefern auch kleinere Sensoren wie der APS-C einwandfreie Ergebnisse. Kleine Sensoren benötigen weniger Platz und erlauben deswegen den Einsatz von kleineren, leichteren Kameras und Objektiven. Zudem sind sie wesentlich günstiger. Wollen Sie beispielsweise auch vloggen, ist ein dreh- und zu sich schwenkbarer Monitor sehr nützlich.

 

Die gängigsten Formate von Kamerasensoren

▶ OfG-Tipp: Viele Fotografierende benutzen APS-C, und die Vollprofis, die sich eine Mittelformat-Kamera leisten, brauchen diese meist für ganz spezifische Zwecke. APS-C ist vom Preis-Leistungs-Verhältnis her daher unsere Empfehlung an Einsteiger.

Akkulaufzeit und Einsatzweck

Bei Ihrer Kaufüberlegung sollte auch der Aspekt der Akkulaufzeit bedacht werden. Ein langes Durchhalten der Akkus kann wichtig sein, wenn man zum Beispiel oft unterwegs ist und keine Möglichkeit hat zwischendurch Strom zu laden.

Fotografie von OfG-Absolvent Matthias Lasner

Für Fotografen, die viel auf Reisen sind, sollte die Kamera auch widrigen Wetterbedingen wie Spritzwasser, Kälte, Hitze, Staub etc. standhalten können. Eine hohe ISO-Leistung (= digitale Lichtempfindlichkeitssteuerung) kann von Vorteil sein, wenn die Kamera bei schlechten Lichtverhältnissen oder auch Nachts zum Einsatz kommt.


▶ OfG-Tipp: Händler bieten auch oft komplette Einsteigersets an, bei denen gleich ein Objektiv mit enthalten ist. In diesen Angeboten kann auch eine Speicherkarte, von denen es unterschiedliche Formate und Speichergrößen gibt, dabei sein.

Das Entscheidende ist nicht die Kamera, sondern das Objektiv

Beim Kauf der Kamera ist auch die Wahl des Objektivs entscheidend. Bei den Optiken unterscheidet man grundsätzlich zwischen Festbrennweiten und Zoomobjektiven.

Die Brennweite eines Objektivs (die übrigens immer in Millimeter angegeben wird) bestimmt den Bildwinkel der Aufnahme und ist immer relativ zur Sensorgröße. Ein 50 mm-Objektiv wird in Verbindung mit einem Vollformatsensor etwa als Normalbrennweite bezeichnet, da es der Perspektive des menschlichen Auges am nächsten kommt.

Beispiel einer 50 mm-Festbrennweite (Vorder- und Rückseite) © Ashley Pomeroy/Creative Commons

Als Faustregel kann man die Diagonale des Sensors als entsprechende Normalbrennweite übernehmen – so entsprechen 50 mm etwa der Diagonale eines Vollformatsensors. Bei kleineren Sensoren sind die Brennweiten, die man als normal bezeichnet, entsprechend kürzer.

Am Anfang sollten Sie einfach Spaß haben und viel ausprobieren. Ein Zoomobjektiv ist eine gute Wahl, weil es vom Weitwinkel- über Normal- bis zum Telebereich viel abdeckt. Wenn Sie im Laufe der Zeit merken, dass ein Makro- oder ein anderer bestimmter Brennweitenbereich sinnvoll oder interessant für Sie wäre, können Sie Ihre Fotoausrüstung immer noch aufstocken. Manche bevorzugen aber auch bewusst Festbrennweitenobjektive, weil die damit verbundene Einschränkung sie kreativ herausfordert.

Makrofotografie von OfG-Absolventin Silke Falkus

Fotografie von Steffen Weigl
50mm Festbrennweite, ISO 100, Blende 16, Zeit 1/8 sec.

Fotografie von OfG-Teilnehmerin Minna Kettunen

Festbrennweiten sind grundsätzlich qualitativ besser, weil sie weniger bewegliche Bauteile enthalten, und sie sind meistens kürzer und leichter als Zoomobjektive. Markenobjektive liefern in der Regel eine hochwertige Qualität, es gibt aber auch Optiken von Fremdherstellern mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber merken Sie sich: Wer billigt kauft, kauft zweimal.

Bei allen Objektiven ist die Lichtstärke entscheidend, die die maximale Öffnung der Blende beschreibt. Je kleiner der Wert, desto mehr Licht kann durch das Objektiv fallen und desto hochwertiger ist die Optik. Das spiegelt sich allerdings auch in einem höheren Preis wider.


▶ OfG-Tipp: Das Entscheidende ist nicht die Kamera, sondern das Objektiv. Investieren Sie beim Objektiv in Qualität. Kameras kommen und gehen, Objektive bleiben.

Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera.

Die meisten heutigen Markenkameras ab ca. 500 Euro erfüllen in der Regel also alle Voraussetzungen, um gut damit fotografieren zu können. Steigen Sie zuerst mit einem kleineren Sensor ein, und wenden Sie die fotografischen Grundsätze und Regeln an. Üben Sie und haben Freude daran! Nur so werden Sie besser. Die Kamera ist meist zweitrangig in der eigentlichen Qualität der Fotos.

Falls Sie langfristig die Fotografie betreiben wollen, lohnt sich wahrscheinlich (später) auch der Kauf einer teureren Kamera. Die Ausrüstung einer Systemkamera lässt sich zudem immer weiter ausbauen.

Fotografie by OfG-Absolvent Max Küssner

Nicht zuletzt ist das Look & Feel wichtig. Schauen Sie sich die Modelle in Ruhe im Fachhandel an. Nehmen Sie die Kamera in die Hand und lassen Sie sich von Ihrem ersten Eindruck leiten. Lässt sich die Kamera gut halten, stimmt das Gewicht und sind die Bedienelemente und Menüführung intuitiv zu bedienen? Sollten Sie nicht sicher sein oder sich zwischen zwei Kameras nicht entscheiden können, dann schlafen Sie am besten eine Nacht darüber.

Wichtig ist natürlich auch, dass die Kamera in Ihrem Budget liegt. Lesen Sie zudem Testberichte aus glaubwürdigen Quellen. Auch auf Plattformen findet man wertvolle Tipps, die in Ihre Kaufentscheidung fließen können. Wenn ein Freund bereits ein Kamera-System mit mehreren Objektiven besitzt, könnte das ebenfalls eine Überlegung sein, sich für dieses System zu entscheiden. So können Sie gleich verschiedene Objektive testen – sofern der Freund seine Ausrüstung verleihen sollte 😉

OfG Dozent Markus Seewald, Fotografie

Markus Seewald
Dozent für Fotografie

Die OfG Kamera-"Kaufberatung":

  • Falls Sie bereits eine Kamera mit manuellen Einstellmöglichkeiten besitzen, starten Sie doch einfach mit dieser.
  • Ab 500 Euro aufwärts erhalten Sie bereits eine wirklich gute Einsteigerkamera, mit der Sie viel Spaß haben werden.
  • Die Technik hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Die meisten bekannten Markenkameras nach 2020 können Sie bedenkenlos kaufen. Eine Faustregel beim Kamerakauf lautet: je neuer, desto besser.
  • Halten Sie sich an die einschlägigen Marken wie Canon, Nikon, Fuji, Sony ... schauen Sie sich die Einsteigermodelle dort an.
  • Gehen Sie in den Fachhandel und lassen Sie sich dort beraten. Wichtig: Setzen Sie Ihr Budget vorher fest!
  • Das Entscheidende ist nicht die Kamera, sondern das Objektiv!
  • Kameras veralten relativ schnell, Objektive langsam.
  • Investieren Sie besser in hochwertige Objektive, als in eine teure Kamera. Auch längerfristig macht dies Sinn. Auf dem Gebrauchtmarkt sind die Preise auch von älteren Objektiven sehr stabil.
  • Es gibt auch Verleihservices für Kameras, um alles erstmal zu testen, sollten Sie nicht sicher sein.

Und zu guter Letzt:

  • Die beste Kamera ist die, die man dabei hat.
  • Fotografieren soll vor allem eines: Spaß machen!
  • Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera – get creative.

Sollten Sie weitere Fragen haben oder eine weitergehende Beratung benötigen, melden Sie sich gerne bei uns.